diese Seite wurde veröffentlich am 27.06.2009

Schweden.Vätterrundfahrt.300

Das sind kurz und knapp die Fakten! Unser radelte Vorstand - unterstützt von seiner Frau Heike - hat bei einer der weltweit größten RFT teilgenommen - der Vätterrundfahrt in Schweden.

Hier sein Erlebnisbericht:

Vätterrundan-RTF – Ein schwedisches Volksfest

Jedes Jahr am letzten Wochenende vor Mittsommer startet im beschaulichen Industriestädtchen Motala in Südschweden die wohl größte europäische RTF. Bereits zum 44. Mal galt es am 12./13.06.06 den schönen Vätternsee auf dem Rad zu umrunden. Da der Vätternsee etwa 4 mal mehr Wasser als der Bodensee hat, kommen bei der Vätternrundan immerhin 300 Kilometer zusammen, für einen Hobbyradler eine doch gewaltige Herausforderung. Animiert von einem Artikel in der Zeitung Trekkingbike waren 2009 Heike und Jürgen Stanglmeier vom RC Pfeil auf ihrem Tandem dabei. Hier ihre Eindrücke von dieser tollen Veranstaltung:
Heike und Jürgen Stanglmeier - nach 300 km im Ziel!

18600 gemeldete Teilnehmer, kann da die Organisation und Logistik überhaupt funktionieren, fragten wir uns im Vorfeld. Um es vorweg zu nehmen, es hat alles perfekt funktioniert. 2 Tage vor dem Start sind außer einem leeren Zelt und einem großen Plakat am Startort im Hafen von Motala noch nichts zu sehen. Es bleibt Zeit für ein Startfoto. Freitag abend sieht es schon anders aus. Alle 2 Minuten werden 60 bis 70 Fahrer aus 4 Startgates an den Start geschickt. 19 h starten die Veteranen, immerhin 9 Fahrer waren bisher bei allen 43 Austragungen dabei. Ab 20 h startet dann das gewöhnliche Volk, wobei gewöhnlich eher relativ zu sehen ist. Auch hier sind wahre Exoten am Start mit 20 Jahre alten 3-Gang-Hollandrädern, knallroter Perücke über dem Helm und selbstgebasteltem Minitatur-Klo-Häuschen auf dem Gepäckträger. Kondition statt Carbon ist hier das Motto. Ach ja, für die frühen Startgruppen herrscht Beleuchtungspflicht, also noch schnell eine einzelne Kerze aufs vordere Schutzblech fixiert. Allerdings wirklich nur zum Gag, weil die Schweden sehr sicherheitsbewusst sind, kommen nur Fahrer mit einwandfrei funktionierender Beleuchtung an den Start. Das ist auch dringend nötig, da sich das Wetter eher wechselhaft, aber immerhin beständig feucht präsentiert. Gerade die Exoten werden natürlich von dem trotz Sauwetters zahlreichen Fans bereits am Start kräftig beklatscht. Heike und ich schauen uns das Treiben noch etwas nervös als quasi Unbeteiligte an und können eigentlich kaum glauben, dass es für uns gegen 22:14 h auch ernst werden wird. Immerhin sind wir etwas beruhigt und denken: Wenn die Alle ans Ziel kommen, schaffen wir das auch. In kompletter Regenrüstung marschieren wir in der Startgruppe 68 an den Start. Begleitet von 2 Harley-Davidsons als Führungsfahrzeuge rollen wir unter dem Beifall der Zuschauer aus Motala. Die Motorräder biegen an der Stadtgrenze ab und ab jetzt sind wir mit der Strecke allein, aber auf unserem Tandem fühlen wir uns natürlich nie so einsam wie ein Singlefahrer. Bald finden wir eine für uns passende Gruppe und rollen in flottem Tempo bei leichtem Rückenwind zur 1.Verpflegung. Dort nehmen wir einen frisch gebrühten Kaffee, wie auch bei den restlichen 8 Depots, denn der Kaffee schmeckt einfach Klasse. Immer wieder werden wir von Zuschauern am Wegrand angefeuert, u.a. von 5 sehr spärlich bekleideten jungen Schweden, die in einem Warmwasserbottich sitzend die Fahrer und natürlich sich selbst bei reichlich Alkohol feiern. Irgendwie sind wir kurzfristig ein bisschen neidisch, aber wir müssen ja weiter, es warten noch 270 km. Der Anblick von unzähligen roten Fahrradrücklichtern, die sich wie ein unendliches Band entlang der Strecke aufreihen, beeindruckt uns sehr. Wir sind viel schneller als erwartet und bereits gegen 2h sind wir bei der 1.großen Verpflegung in Jönköping an der Südspitze des Sees angekommen. Dort gibt es in einer großen Fabrikhalle Würstchen mit Kartoffelpüree, ungewohnt um diese Zeit, aber es schmeckt. Als wir wieder aufbrechen, dämmert es bereits. Allerdings ist uns jetzt der Wind nicht mehr wohl gesonnen und da es auch noch einige Anstiege hochgeht, sehen wir bereits einige Fahrer schieben. Wir fühlen uns nach wie vor gut und bedauern die Teilnehmer, die beim Depot nach 140 km ihre Fahrräder in LKW´s verladen und sich mit Bussen an den Start zurückbringen lassen.

Wir denken an die Verpflegung in Hjö bei 180 km, dort gibt es tatsächlich frisch gebackene Lasagne und das früh um Acht. Mehr als 180 km waren wir noch nie am Stück mit unserem Tandem unterwegs, aber anders gesehen: Es sind ja nur noch 120 km ins Ziel, das schaffen wir! Das Wetter hat sich noch nicht entscheidend gebessert, aber irgendwie haben wir uns jetzt an die Regenklamotten schon gewöhnt. Viele Fahrer fahren Platten, unser zuverlässiger Hengst erweist sich wie immer bisher äußerst solide. Bei 230 km fühle ich mich recht müde und kaputt, aber Heike holt mir frischen Kaffee und spendiert einen Seidenbacher Müsli-Riegel, so eine Partnerschaft ist wirklich toll für die Moral. Bald rollt es wieder rund und bei 260 km ist die Nordspitze des gewaltigen Vätternsees erreicht. Jetzt ist das Gröbste geschafft, wir haben wieder Rückenwind und genießen die letzten 40 km. Große Gruppen mit 100 bis 200 Fahrern, die schnellen Spätstarter, rauschen an uns vorbei, aber das kann uns nicht mehr beeindrucken. Nach der letzten Verpflegung geht es noch mal auf eine landschaftlich sehr reizvolle kleine Nebenstraße. Schließlich sind wir aber auf der 4-spurigen Einfallstraße von Motala angekommen, 2 Spuren sind für die Radfahrer reserviert, tolles Feeling. Das Ziel rückt in greifbare Nähe, nach einer letzten Kurve biegen wir auf die Vätternpromenaden ein und rauschen über die Ziellinie. Ungläubig liegen wir uns in den Armen, wir haben es geschafft. 21 Stunden hatten wir eingeplant, gerade mal 14:45 h waren wir unterwegs. Bei einer reinen Fahrzeit von 11:19 h ist das ein Schnitt von 26,5 km/h, für uns Hobbyfahrer wirklich prima. Stolz nehmen wir unsere Medaillen mit einem herzlichen „Welcome in Motala“ entgegen. Viele Fahrer werden von ihren Familienangehörigen erwartet und bekommen von diesen noch eine Zusatzauszeichnung in Form von selbstgebastelten Siegerkränzen oder einem kleinen Fahrradmodell am blau-gelbem Band. Die Vätternrunde ist nicht nur eine tolle RTF, sondern aufgrund ihrer einzigartigen Stimmung ein großes Volks- und Familienfest. Nachahmen wird dringend empfohlen!

Weitere Infos unter www.vaetternrundan.se oder natürlich direkt bei uns.

Hat riesig Spaß gemacht!

Heike und Jürgen Stanglmeier